12.08.2015
Auch im Kreis Ahrweiler grünt es in immer mehr Gemeinden
Kreisgebiet. Da mussten Fußballer früherer Generationen einfach
durch: Nach einem Punktespiel am Sonntag klebte tagelang die Hose an
nicht verheilten Schürfwunden an Oberschenkel oder Knien fest. Mehrmals
musste das Bettzeug gewechselt werden, und das Waschwasser färbte sich
montags rot. Verantwortlich war die rote Asche auf den Sportplätzen im
gesamten Fußballkreis Rhein/Ahr. Wenn es denn einen Rasenplatz gab, dann
nur in der Stadt. Und der war die meiste Zeit gesperrt oder nur
hochklassig spielenden Mannschaften vorbehalten: In Mayen spielte die
Oberliga-Elf, in Bad Neuenahr-Ahrweiler das Frauenbundesligateam.
Nur auf den ersten Blick sind Rasenplätze weniger pflegeintensiv als Tennenplätze.
Wie die Zeiten sich wandeln: Als in den 1990er-Jahren der Fußballverband
Rheinland auf dem Oberwerth einen Kunstrasenplatz baute, war diese Art
von Spielfeld eher eine Ausnahme. Die Entwicklung steckte noch in den
Kinderschuhen. Dennoch folgten Kommunen nach und nach dem Beispiel, so
in Mayen, in Bad Neuenahr oder in Remagen. Der künstliche Rasen ist für
die klimatisch benachteiligte Mittelgebirgslandschaft eher geeignet, er
ist ganzjährig nutzbar und auf den ersten Blick weniger pflegebedürftig.
Aber da sollte man sich nicht täuschen lassen: Die Fußballer der SG
Eintracht Mendig-Bell können ein Liedchen davon singen, denn der
Saisonputz auf ihrem noch recht jungen Kunstrasenplatz hatte es in sich.
Kaum zu glauben, wo überall Unkraut aus der Erde schießt – ganz zu
schweigen von den regelmäßigen Pflege- und Unterhaltungsarbeiten.
Die zweite Welle und damit auch die zweite Generation der
Kunstrasenplätze (mit Sandfüllung) erreichte dann auch Oberwinter und
Bad Breisig, wo in diesem Jahr ein neuer „Kunstteppich“ verlegt wird.
Viele Tennenplätze aus den 1970er-Jahren wurden sanierungsbedürftig. Da
war auch die Zeit reif, sich mit dem Thema Kunstrasen zu beschäftigen.
Anfangs war die Förderung auch noch so üppig, dass sich die Träger bei
ihrer Entscheidung leichter taten. Es folgten Kunstrasenplätze in
Ochtendung, Leimersdorf, Löf, Mertloch, Niederzissen, Alzheim, Eich und
Andernach, in Kripp, Wanderath, Bad Neuenahr, in Vettelhoven und zuletzt
in Dernau, gebaut wird noch in Kottenheim. Inzwischen wird fast
ausschließlich die Variante mit Granulatfüllung gewählt.
Da nach wie vor ein natürliches, frisches und gepflegtes Grün als
Nonplusultra für Fußballsportbeläge gilt und das Spielgefühl auf Rasen
im Gegensatz zu den ungeliebten Tennenflächen einmalig ist, wird die
Sehnsucht nach eben solchen Teppichbelägen auch bei denen größer, die
bisher nur neidisch auf den Nachbar oder Ligakonkurrenten blicken
dürfen. Auch technisch hat sich einiges getan. Seit geraumer Zeit ist
der Hybridrasen als Sportplatzbelag der Zukunft in aller Munde. In
Miesenheim, Ettringen und Hausen sind solche Plätze angelegt worden, in
Herresbach ist einer im Bau.
Nicht in Vergessenheit geraten sollen jene Plätze, die schon immer grün
waren, allerdings manchmal und zum Teil auch ungerechtfertigt als Wiese
oder Grasplatz bezeichnet werden. So etwa in Antweiler, Hoffeld,
Herschbroich, Schuld, Insul, Dümpelfeld, Kalenborn, Mayschoß,
Walporzheim, Koisdorf, Oedingen, Franken, Hain, Burgbrohl-Weiler, Brohl,
Namedy, Saffig, Weiler, Kürrenberg oder Gering. In jüngster Zeit kamen
viele Vereinsfunktionäre ins Grübeln: Rote Asche will man nicht mehr,
für den künstlichen Rasen reicht das Geld nicht. Wie wäre es denn mit
der Variante Naturrasen?
In Burgbrohl war ein solches Spielfeld Voraussetzung, um in höheren Ligen spielen zu können. Monreal war ganz früh dabei, es folgten Gönnersdorf und Kirchwald, Wassenach weihte seinen im vergangenen Jahr ein, im Mai war Oberzissen an der Reihe. Anfang Juli, bei der Eröffnung im Rudi-Klein-Stadion in Kempenich, meinte Kreissachbearbeiter Josef Frings: „Unser Kreis wird immer grüner“ – und meinte dies keineswegs politisch. Kreisvorsitzender Walter Merten beurteilt den Trend positiv. „Es gibt deutlich weniger Verletzungen, zudem wächst die Attraktivität des Vereins, wenn er dem Nachwuchs einen Rasenplatz bieten kann.“
Autor
Rhein-Zeitung